Ein Problem mit Harmagedon

Es war noch in 2021 als ich die Kapitel vorbereitet habe, die ich gerade am Schreiben bin. Ein Teil der Vorbereitung war es, Thomas und seinen Begleitern ein grobes Ziel zu geben. Was ich mit Ziel meine, ist nicht die Begründung, warum Aulak alles unter der Flagge des Halbmondes so hasst, sondern ein geografisches, einen Ort wo die Reise hingeht!

Nun kam die aktuelle Weltgeschichte auf die Idee, die Gegend, wo die Reise hingehen sollte, noch instabiler zu machen, wie sie ohnehin schon war. Das Ziel liegt nicht in der Ukraine, aber die Reise war eigentlich so geplant, dass sie über Odessa laufen sollte. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, die Reise, durch diesen in der Realität so gebeutelten Ort geschehen zu lassen.

Ich nehme bei Harmagedon kein Blatt vor den Mund, wenn es um gewisse Auswüchse in der Gesellschaft, wie auch Politik geht, was mich an der Situation gerade am meisten erschreckt, dass ich den Eindruck habe, das selbst meine extremsten Gedankenspiele, viel zu Harmlos waren oder auch wirken.

Als Autor kämpfe ich damit, trotz des eher fantastischen Universum, was ich in dieser Geschichte schaffe, eine gewisse Realität einfließen zu lassen. Dieser Anspruch macht mir nun aber mehrere Probleme:

1. Ich bin ein Mensch, der zur Zeit der Friedensbewegung, begonnen hat sein politisches Fundament zu bilden.
   • Ich hatte eigentlich gedacht, der Kalte Krieg sei vorbei.
   • Ich bin nie blauäugig genug gewesen, um zu sagen, der russische Bär sei zahnlos geworden.
2. Ich hatte die Krim im Hinterkopf als ich mich dafür entschied, die Reiseroute über die Türkei laufen zu lassen. Ok, nicht nur die Krim, aber das wäre hier zu sehr gespoilert!
   • Ich hatte bei dem in 18 Teilen geteilten Kapitel auf Spitzbergen, schon einen Zwischenfall mit einem russischen U-Boot, so war es den Charakteren in Harmagedon von vorneherein klar, dass es eine eher ungeschickte Idee sei, zu nahe an russisch kontrollierten Gebiet zu erscheinen.
   • Mit den aktuellen Entwicklungen, zeigte es sich, dass meine Einschätzung der Situation, noch zu freundlich gewesen war.
   • Zugleich, ist für mich als Autor einer eher fantastischen Geschichte, sinnvoll, die aktuellen Ereignisse in meine Geschichte einfließen zu lassen?
3. Der Wahnsinn der Realität, hat den Wahnsinn in meiner Geschichte bei weitem überholt.
   • Die Geschichte der Menschheit, war für mich immer eine Aneinanderreihung von Gewalttätigkeiten. Es ist auch etwas, was ich bei Harmagedon klar formuliere, aber ich hätte nicht gedacht, dass es in Europa einen solchen kranken Beweis für meine Gedanken geben würde!
   • Bisher hat es in Harmagedon einige zehntausend Tote gegeben. Die Schlacht in der Eifel, hatte gut 10k Gefallenen und in Israel sind wohl um die 30k Menschen der Invasion zum Opfer gefallen. Aus heutiger Sicht erscheinen mir diese Zahlen als lächerlich gering. Damals als ich die Schlachten geschrieben hatte, war ich mir nicht sicher, ob ich es nicht mit den Zahlen bei den Mengen der Soldaten übertrieben hätte.
4. Die Geschichte wiederholt sich, immer wieder beginnt dieser kranke und scheinbar in unseren Genpool festgeschriebene Zyklus von Gewalt.
   • Der Überfall auf die Ukraine hat keine wirkliche glaubhafte Begründung, vonseiten des Aggressors.
     • Russland hat bei der Auflösung UDSSR einen Zugang zum Schwarzen Meer verloren, somit einen Zugang zum Mittelmeer.
     • Russland hat aktuell keinen Hafen, der wirklich ganzjährig eisfrei ist.
     • Durch die Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat Russland den Status einer Großmacht praktisch verloren,
       • Durch die Bemühungen fast aller Länder, Klimaziele zu erreichen, ist auch die Macht, durch Öl und Gas, als Energieträger gefährdet.
   • Es gibt nationalistische, wie auch rassistische Juden, aber Nazi kann man diese nie nennen.
   • Wie in jedem Land, was versucht eine echte Demokratie zu sein, gibt es gerade dann, wenn es Situationen, wo Druck von Außen ausgeübt wird, wie auch immer, die Neigung von Dimpeln / Idioten, sich den politischen Strömungen anzuschließen, die die einfachsten Lösungen versprechen. Dies sind üblicherweise, die Parteien, die am äußeren rechten Spektrum der Parteien zuhause sind.
   • Die Ukraine ist, wie praktisch jede andere Demokratie, nicht perfekt, aber eines kann man ihr nicht vorwerfen, dass sie von Nazis regiert wird.

Ich könnte sicherlich noch dutzende weitere Punkte auflisten, aber was ich sagen wollte, habe ich, denke ich, auf den Punkt gebracht.

Was nun noch offen bleibt, ist eine zugleich einfache, wie auch komplexe Frage. Nicht, ob ich mich von den aktuellen Entwicklungen bei meinem Schreiben beeinflussen lassen soll. Das dies geschehen wird, ist mir, sicherlich auch einigen meiner Leser klar, die Frage ist viel mehr, wie soll ich mich beeinflussen lassen. Ich stehe kurz vor mehreren Kreuzungen bei Harmagedon. Einige habe ich schon begonnen auszuarbeiten und von denen wird keiner der geplanten Wege, von diesen aktuellen Ereignissen beeinflusst! Aber ich muss auch die nächsten Kapitel von Frank, Moritz wie auch Thomas planen. Der Zeitpunkt ist für mich klar, ich habe noch drei bis vier Kapitel zu schreiben, bis es so weit ist, bis ich wieder beginnen muss, die nächsten Schritte / Kapitel zu planen. Sie werden an diesem Zeitpunkt auf einer ehemaligen Insel des Aralsees sein. Was zugleich bedeutet, in einem Gebiet was ehemals zur UDSSR gehörte und zu einem Land was weder zur EU, noch zur Nato gehört.

Wie ich mich entscheiden werde, weiß ich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht, dieser Text entstand, aus zwei Gründen:

1. Ich wollte mir selber klar werden, wie ich mich im Detail entscheiden sollte. Eine Entscheidung habe ich noch nicht getroffen, aber eine Tendenz, wie ich mich entscheiden sollte.
2. Ich wollte meinen Lesern die Möglichkeit geben, zu verstehen, welche Gedankengänge dazu führen, dass ich Harmagedon in eine bestimmte Richtung führe.

Man kann diesen Text sicherlich als eine Art Aktennotiz sehen, ein Text, der mehr aus dem Grund entstanden ist, meine Gedanken zu sortieren, als wirklich sinnvolle Information zu liefern. Und doch ist mir das Thema wichtig genug, um ihn zu veröffentlichen!

Ein kleines Schlusswort. Ich hoffe für die Welt, dass der Krieg in der Ukraine, solange geht, bis wenigstens einer der folgenden Punkte eingetreten ist:

1. Die Russen wurden aus der Ukraine vertrieben.
2. Putin wurde abgesetzt oder ausgeschaltet.
3. Die Russen gestehen eine Niederlage ein.

Warum ich das hoffe ist einfach. Dieser Krieg ist ein Lehrstück für China und Putin hat noch einige Länder, die er gerne wieder seinem Russland zuführen würde.

Was ich mit China meine, nun das gibt es eine Insel namens Taiwan und laut Verfassung der Volksrepublik China, ist dieses Land nie etwas anderes gewesen als ein Teil der Volksrepublik. Wenn jetzt Putin es schafft, die Ukraine und wenn es nur zu einem Teil ist, die Ukraine an Russland, wie auch immer, anzuschließen, wird Peking das als Beispiel nehmen, wie man so was macht.

Wenn Russland sich Teile direkt, oder auch indirekt einverleibt, wird der Hunger nach mehr, nur noch größer, die Moldau ist in diesem Fall eines der möglichen Opfer!

Ich mag mich zynisch anhören, aber wenn wir keinen dritten Weltkrieg wollen, muss die Ukraine einen Krieg für uns alle führen und ihn auch noch gewinnen, so unwahrscheinlich das bei den reinen Nummernspielen aussieht. Es ist gut, wie hart die NATO dabei bleibt, sich nicht direkt in diesen Krieg einzumischen, zugleich sollte man sich überlegen, wie man diesen militärischen David, gegen diesen Goliath besser unterstützen kann.

Die letzten Wochen haben die Schwächen des russischen Militärapparates gezeigt, was wiederum eine kleine Hoffnung gibt, dass die Ukraine dieses Wunder möglich machen könnte, wenn die Welt sie weiterhin möglichst weitreichend unterstützt.

Wir brauchen nach meiner Meinung ein Wunder, denn sonst erleben wir einen dritten Weltkrieg in den nächsten zwei bis zwanzig Jahren. Ich drücke der Ukraine die Daumen, denn mehr kann ich als Person nicht machen. Was ich tun konnte habe ich getan, die letzten Einnahmen von Patreon, sind als Spende beim Ukraine-Hilfsfond eingegangen!

Nachdenklicher Gruß

theAlienHuntsman